Der Circle by Dave Eggers

Der Circle by Dave Eggers

Autor:Dave Eggers [Eggers, Dave]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783462308204
Herausgeber: eBook by Kiepenheuer&Witsch
veröffentlicht: 2014-08-13T22:00:00+00:00


Einige Abende später, an einem wolkenlosen Donnerstag, fuhr Mae zu ihren Eltern, das erste Mal, seit die Circle-Versicherung ihres Vaters in Kraft getreten war. Sie wusste, dass es ihrem Vater deutlich besser ging, und sie freute sich darauf, ihn wiederzusehen, hoffte absurderweise auf eine wunderbare Veränderung, obwohl sie wusste, dass sie nur minimale Verbesserungen sehen würde. Dennoch, am Telefon und in ihren SMS hatten ihre Eltern überschwänglich geklungen. »Alles ist jetzt anders«, sagten sie seit Wochen und fragten, wann sie endlich nach Hause käme, um zu feiern. Und so fuhr sie voller Vorfreude auf die zu erwartende Dankbarkeit nach Hause, und als sie ankam, begrüßte ihr Vater sie an der Tür. Er sah merklich kräftiger aus und, was noch wichtiger war, selbstbewusster, mehr wie ein Mann – der Mann, der er mal war. Er hielt seinen Handgelenkmonitor neben den von Mae. »Nun guck dir das an. Partnerlook. Lust auf ein Glas Wein?«

Drinnen nahm jeder seinen üblichen Platz an der Küchentheke ein, und sie schnibbelten und panierten und sprachen darüber, auf welch vielfache Weise sich der Gesundheitszustand von Maes Vater verbessert hatte. Jetzt hatte er eine Auswahl an Ärzten. Jetzt bekam er jedes Medikament, das er brauchte; alles wurde bezahlt, und es gab keinen Eigenanteil. Während sie die Geschichte seines verbesserten Befindens erzählten, fiel Mae auf, dass ihre Mutter fröhlicher, beschwingter war. Sie trug knappe Shorts.

»Das Beste daran ist«, sagte ihr Vater, »dass deine Mutter jetzt auch mal Zeit für sich hat. Es ist alles so einfach. Ich geh zum Arzt, und der Circle kümmert sich um den Rest. Kein Mittelsmann. Keine Diskussion.«

»Ist das etwa das, wofür ich es halte?«, sagte Mae. Über dem Esszimmertisch hing ein silberner Kronleuchter, aber bei genauerem Hinsehen sah er aus wie einer von Mercer. Die silbernen Arme waren tatsächlich lackierte Geweihstangen. Mae hatte sich nie richtig für seine Arbeit begeistern können – als sie zusammen waren, hatte sie sich zwingen müssen, mal etwas Nettes zu sagen –, aber der da gefiel ihr wirklich.

»Fein beobachtet«, sagte ihre Mutter.

»Nicht schlecht«, sagte Mae.

»Nicht schlecht?«, sagte ihr Vater. »Das ist seine beste Arbeit, und das weißt du auch. Der würde in so einem Edelladen in San Francisco für fünf Riesen weggehen. Er hat ihn uns geschenkt.«

Mae war beeindruckt. »Wieso denn geschenkt?«

»Wieso denn geschenkt?«, echote ihre Mutter. »Weil er unser Freund ist. Weil er ein netter junger Mann ist. Und verdreh jetzt nicht gleich die Augen oder lass irgendeine bissige Bemerkung vom Stapel.«

Mae riss sich zusammen, und nachdem sie sich ein halbes Dutzend Gehässigkeiten verkniffen und stattdessen geschwiegen hatte, merkte sie, dass sie ihm gegenüber Großmut empfand. Weil sie ihn nicht mehr brauchte, weil sie jetzt zwei Männer beim Circle zur Auswahl hatte – von denen einer ein vulkanisches kalligrafisches Rätsel war und über Wände kletterte, um sie von hinten zu nehmen –, konnte sie es sich leisten, großmütig gegenüber dem armen Mercer mit der Zottelfrisur und dem grotesk speckigen Rücken zu sein.

»Das ist wirklich nett«, sagte Mae.

»Schön, dass du das so siehst«, sagte ihre Mutter. »Du kannst es ihm in ein paar Minuten selbst sagen.



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